Oder: „Warum werden elektronischen Musikinstrumente und deren Klänge immer außergewöhnlicher – und am Ende hören wir doch wieder nur »Streicher, »Pianos« und ähnlich konventionelle Klänge?“
Eine Reise nach Berlin und durch meine Gedanken
17. Mai 2024: „Berlin, Berlin: wir fahren nach Berlin!“ Na ja, tatsächlich fahre ich nach Berlin. Warum? Na: »Superbooth 2024«, oder (wie Insider schreiben würden):
Sooperbooth24!
Das ist eine Messe für Menschen, die verrückt sind nach ausgefallener elektronischer Musik und deren noch verrückteren Instrumenten. Ich sitze hier im Zug, es ist noch früh am Tag (kurz nach sechs) und ich beginne, den Text für meinen nächsten Blog-Beitrag zu schreiben …
Rückschau
Der heutige Tag ist für mich ein Experiment. Und ein kleiner „Ausbruch“ aus dem normalen Berufsalltag. Allein die Tatsache, dass ich mir für den Besuch einer Messe einen Tag des Jahresurlaubes nehme, ist schon etwas Besonders. Die Idee dazu kam mir, als ich Anfang des Jahres die Vorberichtserstattung zu dieser Messe las und dachte:
„Mensch, Du tust doch immer so, als ob Dich Musik (speziell elektronische Musik) so sehr begeistert. Dann tu doch auch einmal etwas, um Deinen Horizont zu erweitern!“
Wenn einer eine Reise tut
OK, die Planung lief überraschend einfach. Als Erstes besprach ich mit meiner Frau, ob das in Ordnung geht, … das war kein Problem: Sie gönnt mir diesen Spaß! Dann reichte ich einen Urlaubsantrag ein, der ebenfalls schnell genehmigt wurde. Da die Messe an drei Tagen stattfinden würde, überlegte ich mir nun, wie viel Zeit ich dort verbringen wollte.
Ich kam zum Schluss, dass ein ganzer Tag lang genug sein würde, um all diese verrückten Dinge (und die entsprechenden Menschen) in Berlin zu erleben. Die Messetage waren Donnerstag, Freitag und Samstag. Und zwar am
Pfingstwochenende
Hm. Also vielleicht lieber nicht am Samstag nach Berlin fahren. Wird vermutlich durch Wochenend- und Feiertags-Touristen stark überfüllt sein. Aber der Donnerstag kommt auch nicht in Betracht: am nächsten Tag unausgeschlafen arbeiten? Nein Danke!
Der Freitag sollte es sein
Also stand der Freitag fest. Hoffentlich der beste Kompromiss. Gut. Ich kaufte online eine Tageskarte für die Messe. Und kurz vor dem Termin buchte ich dann auch noch online eine Hin- und Rückfahrkarte für die Deutsche Bahn.
The German Bahn
Ja, ich weiß, nun werden viele denken: „Oje, wieso fährt er denn mit der Bahn und nicht mit seinem Auto?“ Ja, das könnte ich natürlich auch. Aber das wäre ja nicht schneller (hoffentlich bringt mich die Bahn pünktlich hin und zurück). Teurer wäre es mit dem Auto vermutlich auch. Und mein Hauptargument: ich kann mich während der Fahrt auf andere Dinge konzentrieren. Zum Beispiel könnte ich ja während der Fahrt meinen nächsten Blog-Text schreiben! Und der könnte ja ein Thema behandeln, das zum Ausflug passt (siehe: alternativer Text unter dem Titel).
Schreiben in der Bahn
Bei der Planung musste ich mir überlegen: „Wie willst Du in der Bahn schreiben?“ Technische Möglichkeiten dazu habe ich viele: ich könnte das MacbookPro der Firma verwenden, oder mein eigenes, uraltes MacbookPro (das ich zum „Chromebook“ umgebaut habe) dazu verwenden. Dann könnte ich auch noch mein iPadPro (mit LogiTech-Tastatur) zum Einsatz bringen. Diese aufgezählten Geräte sind aber entweder zu schwer oder zu sperrig. Und ich weiß nicht, ob ich solche Elektronik bei so einer Reise bei mir haben möchte.
Da war doch noch etwas …
Während dieser Überlegungen fiel mir ein, dass ich ja NOCH ein kompaktes, praktisches Gerät besitze: eine Bluetooth-Tastatur von Logitech: die K760. Das ist eine kleine Tastatur, die ihre Stromversorgung über Akkus bezieht, die wiederum über Solarzellen geladen werden! Dadurch ist diese Tastatur (obwohl sie monatelang ungenutzt herumliegt) immer einsatzbereit – genial!
iPhone X
Und da ich ja in jedem Fall mein iPhone dabei haben werde (erschreckend, wie undenkbar eine Alternative wäre!), steckte ich diese kleine Tastatur in meinen Rucksack – fertig!
Proof of Concept
Schon auf der ersten Teilstrecke (Regionalzug von Emsdetten nach Hamm) merkte ich, wie cool das war: Ich startete „Notizen“ auf dem iPhone, steckte es in den Rucksack, legte mir die Tastatur auf den Schoß und schrieb los:
Ich konnte zwar in diesem Moment nicht sehen, was ich schreibe, aber das beeinträchtigte mich nicht! Ganz im Gegenteil: dadurch bekam ich sogar meinen „Korrekturfimmel“ ganz gut in den Griff: Ich konnte erst einmal schreiben und musste mir keine Gedanken über die ganzen „Vertipper“ machen. Also: Technik steht – jetzt: Inhalt!
Zum Thema
„Warum werden elektronischen Musikinstrumente und deren Klänge immer außergewöhnlicher – und am Ende hören wir doch wieder nur »Streicher«, »Pianos« und ähnlich konventionelle Klänge?“
Das ist ein Thema, das mich tatsächlich schon … hm, wie lange? Na, auf jeden Fall schon seit einigen Jahrzehnten beschäftigt. Also höchste Zeit, sich einmal ausgiebig darüber auszulassen. Und so eine lange Bahnfahrt bietet ja eine prima Gelegenheit dazu.
So. Wo war ich stehengeblieben? Richtig: im Hamm. Wegen einer Signalstörung. Mehr als 20 Minuten Verspätung. Egal. Ich bin ja beschäftigt …
Wie geschrieben, beschäftigt mich dieses Thema schon, seit ich mit der Produktion von Musik begonnen hatte …
Damals
»Damals« war die Zeit, in der ich mich einmal im Monat auf die neue Ausgabe der Zeitschrift „Keyboards“ freute. Sobald ich sie aus dem Briefkasten gezerrt hatte, verschlang ich jeden Beitrag – inklusive der Werbeanzeigen!
Die Geräte zu dieser Zeit
Elektronische Musikinstrumente waren damals schwer, groß und teuer. Die Entwicklung meines persönlichen „Geräteparks“ habe ich ja in einem anderen Beitrag skizziert [LINK].
Die Zeit der Software, die in der Lage war, Hardware zu „simulieren“, war noch nicht gekommen. Daher wurde diese Welt dominiert von einigen großen Herstellern, die (manche im Jahresrhythmus, andere noch seltener) ein „Gerät“ (mit oder ohne Tasten) auf den Markt brachten, mit denen elektronische Musik gemacht werden konnte.
Reviews – die Fenster zur Welt
Ja, die Artikel in diesen Musikzeitschriften waren für mich so eine Art Blick in die Welt der elektronischen Klangerzeugung. Mich interessierten natürlich alle Details dieser Meisterwerke neuester Elektronik.
Und: wie klingt’s?
Aber am meisten interessierte mich: wie klingen diese Teile? In dieser Vor-Internet-Zeit gaben sich die Autorinnen (gab es die wirklich? Bestimmt!) und Autoren der Testberichte alle Mühe, der Leserschaft die Klänge per Text näherzubringen.
Vergleiche
So wurden z. B. oft Vergleiche zu real existierenden, akustischen Instrumenten gezogen. Manchmal wurde auch mit Vergleichen zu anderen elektronischen Geräten versucht, den Klang des getesteten Instrumentes zu beschreiben.
Die Ära der Sampler
Ab einem bestimmten Zeitpunkt gab es plötzlich Geräte, die „samplen“ konnten – also Klänge aufzeichnen und auf Knopf- bzw. Tastaturdruck wieder abspielen. In diesem Fall funktionierte dann natürlich die Beschreibung, wie realistisch ein bestimmtes Gerät zum Beispiel einen Konzertflügel reproduzieren konnte, ganz gut.
Aber auch bei Klangerzeugern, die rein synthetisch ihre Arbeit verrichteten, wurde immer wieder der Vergleich zu real existierenden Klängen gesucht.
Die inhaltliche Schere
So nachvollziehbar dieses Vorgehen auch war: Ich wunderte mich über den mir paradox erscheinenden Vorgang: in den Review-Beiträgen wurde sehr ausgiebig über die wahnsinnig innovative Art und Weise geschrieben, wie der Klang beim getesteten Gerät erzeugt, manipuliert und „gespielt“ werden konnte. Aber dann: im nächsten Abschnitt wurde beschrieben, wie „echt“ der Klang „Piano“ wirkte. Hä? Das verstand ich nicht! Wieso stellten die Hersteller innovative, komplizierte (und komplexe) Elektronik her? Damit die Anwenderinnen und Anwender dann doch wieder nur „konventionelle“ Musik damit produzieren? Und den Produzenten der Musikinstrumente war diese „konventionelle Nutzung“ wohl auch bewusst: warum sonst statteten sie ihre Geräte mit Presets (also voreingestellten Klangprogrammen) mit Namen aus wie „Piano“, „Marimba“, „Strings“ oder „Trumpets“?
Behalten wir den letzten Gedanken noch für eine Weile im Hinterkopf. Jetzt gibt es erst einmal eine Unterbrechung:
Ich bin nun in Berlin angekommen und werde versuchen, einen Eindruck von der aktuellen Musikszene zu gewinnen. Genauer geschrieben: der Szene, die sich mit der Erstellung elektronischer Musik beschäftigt …
Nach dem Umstieg vom ICE in die S-Bahn und einer kurzen Fahrt bis zur Station »Berlin-Wuhlheide« wurde ich durch gut platzierte Plakate sicher zum Veranstaltungsort geleitet:
Strategisch vorbereitet auf diesen Besuch hatte ich mich nicht. Auf der Website des Veranstalters (und zur Veranstaltung) hatte ich ein wenig gesurft und mir ein paar Videos im Netz zu den letzten Veranstaltungen der Superbooth angeschaut. Daher wusste ich, dass es einen Gebäudekomplex mit Ausstellern und Veranstaltungsräumen gibt …
Darüber hinaus besteht der besondere Reiz dieses Events aber in dem großflächigen Areal rings um diesen Gebäudekomplex: dazu zählte ein »Zeltstadt«, in der sowohl Aussteller als auch Versorger des leiblichen Wohls ihre Zelte aufgeschlagen hatten als auch ein »Bungalowdorf«. Auch hier traf man Hersteller von Hard- und -Software rund ums Thema elektronische Musik.
Menschen, Töne, Emotionen
Soweit die Beschreibung der ganzen organisatorischen Dinge rund um meinen Ausbruch … äh, ich meinte: Ausflug! Denn ich halte es für sinnvoll, diesen Bericht in mehrere Blog-Beiträge aufzuteilen!
Und um die Spannung bis zum nächsten Beitrag noch zu steigern: dann berichte ich über die emotionalen Dinge, die während meines einzigartigen Ausfluges passiert sind. Ich verrate nur soviel: Es war berührend, verstörend, lustig, interessant und wahnsinnig spannend! Ach: hatte ich schon erwähnt, dass ich ein tolles Gespräch mit Andreas Schneider (der vom weltberühmten »Schneiders Buero«!) hatte …? Das nächste mal mehr (auch) darüber …
Hier noch der übliche Hinweis, wie man keinen meiner wenigen, unregelmäßig erscheinenden Beiträge mehr zu verpasst: einfach seine E-Mail-Adresse eingeben und auf die Fläche »Subscribe« / »Abonnieren« klicken – fertig!
[…] ersten Teil dieses Beitrages [LINK] habe ich über die Fahrt nach Berlin geschrieben. Außerdem berichtete ich von meiner These, dass […]