Zeilometer

Zeilometer – Methodik, Anleitung und Download

Hallo liebe Rezipierende,
bis vor Kurzem kannte ich dieses Werkzeug noch gar nicht – und nun biete ich hier eine Anleitung
zur Herstellung und einen Download dieses Hilfsmittels. Es geht um ein sogenanntes »Zeilometer«.

Worum geht’s?

Ein Zeilometer ist nichts anderes als ein Lineal, dessen Einheiten genau den Zeilenabständen eines bestimmten Textes entsprechen. SchulerInnen können mit seiner Hilfe schnell durch das Anlegen dieser Schablone an den Text die Zeilennummer ermitteln, in der sich eine Textpassage befindet, auf die sie sich beziehen wollen.

Wie kam es dazu?

Meine Tochter kam aus der Schule und sollte ein kopiertes Blatt auf einen stärkeren Karton kleben. Die auf dem Blatt abgebildete Skala sollte dann ausgeschnitten und – falls die Möglichkeit bestehen sollte – zum Schutz laminiert werden.

Bei der Kopie, die mir meine Tochter übergab, stimmte aber der abgebildete Zeilenabstand gar nicht mit dem Zeilenabstand des Buches überein, den meine Tochter zu bearbeiten hatte. Das wollte ich ändern. Gleichzeitig dachte ich mir:

„Vielleicht interessiert das ja auch andere Eltern oder Lehrende! Dann kann ich ja direkt eine Anleitung schreiben und eine Datei zur Verfügung stellen!“

Aber gedacht ist ja noch nicht gemacht. Also: legen wir los!

Anleitung: Passgenaues, individuelles Zeilometer

Vier Maße ermitteln

Wir nehmen das betreffende Buch, finden eine Seite, die möglichst durchgehend von der ersten bis zur letzten Zeile bedruckt ist.

Nun messen wir mit einem Lineal den Abstand von der Unterkante der ersten Zeile bis zur Unterkante der letzten Zeile:

Die linke Buchseite eignet sich gut zum Messen der Zeilenabstände.
Vergrößerung am oberen Ende (Einteilung des Lineals in halben Millimetern): die Skala zeigt: 148 mm
Vergrößerung am unteren Ende: das Lineal ist exakt positioniert.

Im vorliegenden Buch sind es 148 mm Abstand.

Nun zählen wir die Zeilen: Es sind 29 Zeilen.

Zusätzlich ermitteln wir noch zwei Maße, die wir später ebenfalls benötigen:

  • Abstand Seitenoberkante bis Unterkante erste Zeile: 16 mm
  • Gesamthöhe der Seite: 190 mm

Mit diesen vier Maßen können wir nun die Erstellung des individuellen Zeilometers beginnen.

Mit geeigneter Software die maßgefertigte Skala erstellen

Die folgenden Schritte kann man mit Sicherheit auch mit vielen anderen Programmen durchführen. Als langjähriger Nutzer dieser Vektorgrafik-Software verwende ich in diesem Fall Adobe Illustrator.

Also: Software starten und neue Datei anlegen:

Nun das Zeichenstift-Werkzeug auswählen und eine waagerechte, kurze Linie ziehen:

Diese Linie auswählen und die Eigenschaften durch Eingabe folgender Werte einstellen:

  • Konturfarbe: schwarz
  • Kontur: 0,1 mm
  • Breite (B): 9 mm

Diese kurze Linie sollte sich oben links auf dem DIN A4-Blatt befinden – die absolute Position ist zu diesem Zeitpunkt unerheblich.

»Kein Speichern – kein Mitleid!«

Solange wir mit »On-Premises«-Software arbeiten und nicht »Cloud Computing« betreiben, gilt immer noch der alte Spruch:

Ein Software-Absturz passiert immer dann, wenn man schon viel Mühe und Zeit in eine Datei investiert, sie aber noch nicht gespeichert hat!

Also: die Datei bitte speichern – JETZT!

Übrigens – für die »Profis« unter uns – sind diese abgebildeten Speicheroptionen korrekt.

Nach dem Speichern markieren wir den kleinen Strich, nehmen ihn in die Zwischenablage und fügen ihn mit dem Befehl »Bearbeiten / An Originalposition einfügen« wieder ein.

Während diese Kopie noch markiert ist, bewegen wir mit der entsprechenden Pfeiltaste diese Linie ein wenig nach unten (der genaue Wert ist auch hier aktuell unerheblich).

Nun markieren wir beide Linien und geben in das Feld für die Eigenschaft »Höhe« den Wert ein, den wir als maximalen Zeilenabstand der Buchseite gemessen haben (siehe oben) – in unserem Fall 148 mm:

Jetzt heben wir alle Markierungen auf und stellen im Menü unter »Objekt / Angleichen / Angleichen-Optionen…« diese Werte ein:

Die Zahl 27 entspricht der Anzahl der später zwischen den beiden äußeren Zeilen (oben und unten) einzufügenden Zeilen.

Jetzt wählen wir wieder beide Linien aus und wählen den Menüpunkt »Objekt / Angleichen / Erstellen« aus.

Um diese Skala noch schneller lesen zu können, werden wir nun jeden fünften Strich dicker und länger machen.

Dazu muss die Angleichen-Gruppe zunächst aufgelöst werden. Die Gruppe der Linien anwählen und den Menüpunkt »Objekt / Umwandeln…« auswählen und im darauf erscheinenden Unterpunkt die Auswahl »Objekt« anwählen. Anschließend die Gruppe mit dem Menüpunkt »Objekt / Gruppierung aufheben« auflösen.

Nun den obersten und (von oben nach unten gezählt) jeden fünften Strich auswählen und in den Eigenschaften die Werte ändern:

  • Konturstärke: 0,25 mm
  • Breite: 10 mm

Dadurch sind diese Linien nun 1 mm länger und etwas dicker:

So, nun wird es Zeit, diese Linien zu beschriften! Dazu empfehle ich, eine gut zu lesende Schrift zu wählen.

Liebe LehrerInnen!

An dieser Stelle ist es mir – als Liebhaber schöner Typografie – ein besonderes Anliegen, einmal allen Lehrenden mitzuteilen:

Bitte hört auf, permanent die schlechteste Schrift der Welt zu verwenden! Die »Comic Sans« tut uns Profis in den Augen weh und richtet unvorbereiteten, jungen Menschen ungeahnten Schaden an! Also: bitte NIE die »Comic Sans« wählen! Versprochen? Gut!

Zurück zum Thema: ich verwende in meinem Beispiel die Schrift »Source Sans Pro« von Adobe. Die ist kostenlos (!) und sehr gut für diesen Zweck geeignet.

Zur Beschriftung mit dem Textwerkzeug rechts neben die oberste Linie klicken und in das Textfeld die Zahlen 1 bis 29 eingeben (jeweils gefolgt von einem Zeilenumbruch). Im Feld für die Eigenschaften den Schriftsatz auf »zentriert« setzen:

Jetzt die Ansicht ganz nah an die oberste Linie zoomen und die Unterkante der »1« mit der obersten Linie auf eine Höhe bringen (ist unter dem Menüpunkt »Ansichten« die Auswahl »Intelligente Hilfslinien« angewählt, geht das sehr einfach und automatisch):

Jetzt in der gleichen Ansichtsvergrößerung nach unten bis zur letzten Linie navigieren. Die Schrift anwählen und das Menü »Zeichen« aufrufen. Hier gibt es nun ein Feld für den Zeilenabstand – im Screenshot steht hier der Eintrag „(14,4 pt)“:

Mit Hilfe der kleinen Pfeile („hoch“ und „runter“) links vom Eintrag kann man nun die korrekte Zeilenhöhe ermitteln. In den meisten Fällen wird das eine ganze Zahl sein. In unserem Beispiel reichte ein Klick auf den Pfeil nach oben und schon sind Unterkante der letzten Zahl und die unterste Linie auf einer Höhe:

Jetzt können wir alle Linien anwählen und gruppieren (Menüpunkt »Objekt / Gruppieren«). Dann kopieren wir diese Gruppe in die Zwischenablage und fügen sie mit dem Menüpunkt »An Originalposition einfügen« wieder ein. Bevor wir die Auswahl aufheben, klicken wir mit der rechten Maustaste auf diese Gruppe und klicken das Menü »Transformieren / Spiegeln« an. Im Folgemenü wählen wir die Auswahl »Vertikal« und bestätigen mit »OK«:

Anschließend bewegen wir mit der entsprechenden Pfeiltaste diese gespiegelte Gruppe nach rechts, bis die drei Elemente (linke Liniengruppe, Schrift und rechts Liniengruppe) optisch gut aussehen:

Nun gruppieren wir diese beiden Liniengruppen und positionieren sie in der Seitenmitte durch das Eintragen von »105 mm« in dem Eigenschaftenfeld.

Das Gleiche machen wir nun mit der Beschriftung:

Fertig. Prinzipiell …

Sie Skala des Zeilometers ist nun fertig. Wir wollen aber jetzt noch dafür sorgen, dass wir bei der späteren Anwendung des Zeilometers die Ober- und Unterkante der Buchseite als Anlegehilfe verwenden können.

Dazu müssen Schneidemarkierungen so gesetzt werden, dass die Skala an der richtigen Position innerhalb des Zeilometers sitzt. Das erreichen wir, indem wir ein Rechteck mit der Buchseitenhöhe über die Skala legen und diese um den gemessenen Abstand zur Oberseite versetzen.

Rechteck als Buchseitenreferenz

Wir wählen das Rechteck-Werkzeug und klicken auf die Zeichenfläche. Dann geben wir ins Folgemenü die Breite unserer aktuellen Gestaltung (in unserem Beispiel 26 mm) und die gemessene Seitenhöhe (in unserem Beispiel 190 mm) ein. Nach dem Klick auf OK befindet sich nun ein Rechteck mit diesen Maßen auf der Zeichenfläche:

Jetzt müssen wir diese noch per Eingabe in die Mitte der Seite bringen:

Nun wählen wir das Auswahl-Werkzeug, halten die Shift-Taste gedrückt und wählen ZUSÄTZLICH die Gruppe der Linien:

Jetzt ist es wichtig, noch einmal diese Liniengruppe anzuklicken. Anschließend sollte die Markierung der Linien deutlicher (dickere Markierungslinien) geworden sein:

Jetzt im Ausrichten-Menü das Symbol für »Vertikal oben ausrichten« wählen:

Nun schließt das Rechteck mit der obersten Zeilenlinie bündig ab:

Ganz zu Anfang des Artikels erwähnt ich, dass wir das Maß von der oberen Seitenkante bis zur Unterkante der ersten Zeile gemessen hatten. Genau dieses Maß benötigen wir nun. In unserem Beispiel waren das 16 mm. Also müssen wir das Rechteck nun um 16 mm nach oben bewegen. Dazu wählen wir es an, geben im Transformieren-Menü im Feld des y-Wertes „- 16“ (also »minus sechzehn«) ein und drücken ENTER.

Schwups, rutscht das Rechteck 16 mm nach oben:

In der Gesamtansicht sollte die Seite nun so aussehen:

Damit die späteren Schneidelinien die Linien des Zeilometers links und rechts abschneiden (damit sie bis zum Rand des Zeilometers gehen!), müssen wir das Rechteck etwas schmaler als die Skala anlegen.

Dazu wählen wir es an und stellen im Transformieren-Menü die Breite um 2 mm kleiner ein. Wichtig dabei: das Zeichen mit den neun kleinen Quadraten muss ein mittleres Quadrat ausgefüllt haben (obere, mittlere oder untere Reihe ist hier egal):

Das Rechteck ist nun 24 mm breit und links und rechts schauen die Linien der Skala heraus:

Jetzt das Rechteck ausgewählt lassen und im Menü »Objekt / Schnittmarken erstellen« wählen:

Anschließend das Rechteck löschen:

Druck!

Nun können wir diese Datei ausdrucken!

Aus »Digital« wird »Analog«: der Ausdruck auf dem Desktop-Drucker.

Finish!

Nein, damit meine ich nicht die Sprache der skandinavischen Nation, sondern die abschließende Bearbeitung des Ausdruckes. Kalauer Ende.

Wir schneiden das Zeilometer grob aus – also außerhalb der Schnittmarken:

Wir kleben einen Streifen Doppelklebeband auf die Rückseite des Ausdruckes:

Mithilfe des Doppelklebebandes kleben wir den Ausdruck auf eine stärkere Graupappe:

Nun schneiden wir das Zeilometer an den Schnittmarken auf das Endmaß zu:

Anschließend kleben wir als Schutzfolie noch einen Streifen aus durchsichtigem (logisch!) Klebeband mittig auf die Vorderseite:

Die überstehenden Kanten des Klebebandes legen wir vorsichtig um die Außenkanten und drücken sie auf der Rückseite fest: so bleiben auch die Schnittkanten geschützt.

Praxistest

Ums es kurz zu machen: meine Tochter kommt prima damit zurecht!

Praktisch, so ein Zeilometer!

Fertig!

So, weil ich mich bemüht habe, jeden Schritt detailliert zu beschreiben, ist der Text nun extrem lang geworden. In »Echtzeit« ist die Gestaltung der Illustrator-Datei innerhalb von 15 Minuten erledigt. Dann noch ein wenig Bastelarbeit – und schon hat man dieses kleine Werkzeug in der Hand.

Hier die Originaldatei als Download (PDF-Datei, Dateigröße ca. 325 KByte):
[Zeilometer für Bücher mit 29 Zeilen und 15 Punkt Zeilenabstand]

Insider-Tipp

Viele (auch erfahrene!) Illustrator-Anwender wissen nicht, dass sie eine Illustrator-Datei (mit der Endung *.AI) sehr schnell und einfach in eine PDF-Datei umwandeln können:

  • Eine Kopie der Originaldatei erzeugen
  • Die Endung »AI« durch »PDF« ersetzen

Was, so einfach? Ja! Bitte, gern geschehen! Daher können Interessierte mit dem Zugriff auf das Programm Adobe Illustrator schnell eine Original-AI aus dieser PDF-Datei erzeugen und sie gegebenenfalls anpassen – viel Spaß dabei!

So, ich hoffe, dieser kleine Einblick in die Welt der Mediengestaltung war nicht allzu langweilig. Nun habe ich wenigstens ZWEI Blog-Beiträge in der Kategorie »Electronic Publishing«! Und zum Abschluss noch – weil ich das nun immer mache – mein Hinweis auf das Abonnieren meiner Blog-Beiträge:

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