Yabba Dabba Doo – der LaPaDu!

Sorry, für den albernen Titel, aber bei diesem Namen kam mir spontan der Ausruf von Fred Feuerstein in den Sinn.

Ja, ich bin im Ruhrgebiet geboren. Trotzdem war mir der Landschaftspark Duisburg-Nord, oder – wie er sich auch selbst bezeichnet – der »LaPaDu« kein Begriff. Das liegt vielleicht daran, dass sich dieses frühere Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich erst 1994 der Öffentlichkeit öffnete. Zu dieser Zeit hatte ich dem Ruhrgebiet schon den Rücken gekehrt und war in die weite Welt gezogen.

Bitte nicht direkt erzürnen: Ich bediene mit dem Bild natürlich ein Klischee …

Der Plan zum Tagesausflug

Als wir im Fotoclub Creativ in Emsdetten unser jährliches Tagesausflugsziel besprachen, war mir zwar der Begriff »LaPaDu« nicht bekannt, ich fand einen Fotoausflug am Sonntagnachmittag zu einem stillgelegten Industriegelände aber sehr spannend. Andere Fotoclub-Mitglieder, die schon einmal dort waren, berichteten von tollen Motiven und schwärmten von Langzeitbelichtungen der bei Einbruch der Dunkelheit beleuchteten Anlage. Das Tagesausflugsziel stand fest: LaPaDu!

Im LaPaDu

Am 20. September, ca. 17 Uhr, betraten wir dann – die Fotoausrüstung im Anschlag – dieses Gelände. Ich war beeindruckt: riesige Konstruktionen aus Rohren, Kästen, Streben und Leitungen auf einem Gelände, dessen Dimensionen sich mir erst im Laufe der nächsten Stunden erschließen sollten. Frei (und kostenlos) zugänglich warteten diese Motive geradezu darauf, fotografiert zu werden.

Der Charme der Vergänglichkeit dieser Industrieanlagen im Kampf gegen die wieder Raum zurückfordernde Natur – ich wusste gar nicht, was ich zuerst fotografieren sollte.

Objektiv(e) betrachtet

Neben einem Stativ (Langzeitbelichtungen standen an) hatte ich noch mein Zoom-Objektiv für den Bereich von (KB-Äquivalent) 24 mm bis 82,5 mm in der lichtstarken Version f 2,8 dabei.

Ergänzend hatte ich nur noch mein Zoom-Objektiv (Angaben wieder im KB-Äquivalent) 105 mm bis 525 mm in der Fototasche. Letzteres ist nicht sehr lichtstark. Daher begann ich, mit diesem Objektiv zu fotografieren – ich wollte natürlich das Tageslicht noch ausnutzen. Hier meine Fotos, die ich gemacht habe, bevor im Gelände die künstlichen Lichter angingen:

So richtig interessant wurde es dann, als wir – nach einer leckeren Stärkung vor Ort – noch einmal das Gelände betraten. Dieses Mal waren die Beleuchtungen an den Anlagen eingeschaltet. Natürlich sahen alle Motive dadurch ganz anders aus. Aber auch das Fotografieren war nun eine ganz andere Herausforderung!

Fotografie ohne Licht?

Es war das erste Mal, dass ich mit meiner SONY α 6700 in solch einer Lichtsituation Fotos machen wollte. Und ich tat mich zunächst sehr schwer damit. Der elektronische Sucher (ohnehin nicht der Höhepunkt dieser Kamera) zeigte mir ein Bild, das mit dem, was ich mit bloßem Auge sah, nichts zu tun hatte. Gut, ich wusste ja, dass die Elektronik auch dunkelste Situationen versucht, möglichst hell darzustellen. Aber der extreme Kontrast und das unnatürliche Kunstlicht waren zu viel für die Anzeige im Sucher.

Der blaue Raum

Im ersten Bereich, den wir noch gemeinsam als Gruppe besuchten, wurden die hohen Mauern und ein teilgefluteter Boden ausschließlich mit blauem Licht beleuchtet. Ich konnte im Sucher gar nichts erkennen – und schon gar nicht ein Motiv fokussieren. Da ich in dieser Situation den Fokus manuell einstellen wollte, war ich gefordert. Also: ISO trotz langer Belichtungszeit sehr hoch einstellen, Fokus einstellen, ISO wieder herunterschrauben und Langzeitbelichtung starten. Warten. Anschauen: überbelichtet … unterbelichtet. Ich tastete mich durch unterschiedliche Einstellungskombinationen an ein Ergebnis, von dem ich hoffte, dass es mir in der Nachbearbeitung ein gutes Foto liefern würde. Denn die Vorschau auf der Anzeige der Kamera war auch noch weit weg von dem, was mir die RAW-Datei später zeigen sollte. Damit konnte ich unter anderem diese Fotos entwickeln:

Im zweiten Bild kann man durch die unscharf erkennbaren Menschen im rechten Bildbereich und den Kollegen auf dem Steinweg erkennen, wie lang die Belichtungszeit war. Das war ein eher langweiliges Motiv. Aber dort konnte ich mich an die außergewöhnliche Lichtsituation vor Ort einstellen.

Wir gingen mittlerweile in unterschiedlicher Geschwindigkeit durchs Gelände und trafen uns nur noch gelegentlich. Ich erkundete das Gelände und fing dort folgende drei Motive ein:

Das dauert!

All diese Motive habe ich nicht mal eben aus der Hand fotografiert. Der Vorgang war eher so: Ich sah mich um, welches Motiv ich einfangen wollte, stellte mein Stativ ein, justierte die Kamera, nahm die passenden Einstellungen vor und löste den (verzögerten) Start der Belichtung aus. Dann öffnete die Kamera zunächst den Verschluss und belichtete den Sensor (für z. B. 90 Sekunden), schloss anschließend den Verschluss und nahm noch einmal (in der gleichen Zeit) ein „Foto“ auf, rechnete das zweite „Foto“ von der ersten Belichtung heraus und speicherte die RAW-Datei. Die technische Erklärung für diesen Vorgang beschreibe ich nach der Galerie mit weiteren sieben faszinierenden Nachtmotiven:

Warum so kompliziert?

Ganz einfach: Jeder Sensor nimmt nicht nur das gewünschte Motiv auf, sondern auch noch „Rauschen“. Dieses Rauschen ist – bei korrekter Belichtung – aber so gering, dass man es getrost vergessen kann. Zur Not korrigiert man das später beim digitalen Entwickeln mit „Entrauschen“. 

Jetzt zur Langzeitbelichtung an der Grenze zur Dunkelheit: In so einer Situation ist der Anteil von Pixeln, die zufällig und unbeabsichtigt ein Signal abgeben, leider so hoch, dass man sie nicht einfach ignorieren kann. Daher kamen findige Personen auf die Idee: Wieso macht man nicht einfach zwei Fotos? Ein Foto mit dem Motiv und ein Foto, das – bei geschlossener Linse – nur die Daten aufnimmt, die NICHT ins Foto gehören? Im Idealfall sind die Störungen bei beiden Fotos ja gleich. Also rechnet man die Störungen, aus denen das zweite „Foto“ ausschließlich besteht, einfach aus dem ersten Foto raus – fertig!

So stark vereinfacht ich diesen Vorgang hier erklärt habe – jetzt wird aber klar, warum ich bei jedem Motiv doppelt so lange warten musste, wie die Langzeitbelichtung ohnehin schon dauerte. Daher vergingen gerne einmal drei Minuten, ehe ich mich einer anderen Einstellung oder einem anderen Motiv zuwenden konnte.

Am Ende bin ich aber ganz zufrieden, welche Fotos dadurch entstanden. Schreibt mir doch mal in den Kommentaren, was ihr von meinen Fotos oder diesem Beitrag haltet. Ich freue mich über jeden Kommentar!


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