Scheitern – und trotzdem 100,– Euro sparen!

Mein Jahresmotto 2023: »Mehr Fehler machen!«. Ja, das hört sich komisch an. Die Erklärung: ich habe mir vorgenommen, wieder mehr eigene Projekte zu machen. Und wenn ich mehr mache, passieren automatisch auch mehr Fehler. Und aus diesen Fehlern will ich lernen …

In den letzten Jahren hatte sich bei mir das Gefühl eingeschlichen, dass meine Projekte nicht gut genug sind. Jedenfalls nicht gut genug, um sie öffentlich – zum Beispiel hier in meinem Blog – zu präsentieren. Vermutlich, weil wir alle in den Sozialen Medien beeindruckende Werke, Handlungen und Fähigkeiten vorgeführt bekommen, die uns staunen lassen. Und das bei uns oft genug eine sprachlose Bewunderung erzeugt …

Imposter-Syndrom

In letzter Zeit habe ich häufiger im Netz den Begriff »Imposter-Syndrom« gelesen. Und ich glaube, das trifft recht gut das Gefühl, das ich in den letzten Jahren entwickelt habe. Auf der anderen Seite hat man mir auch schon eine unerschütterliche »Stehaufmännchen«-Mentalität bescheinigt. Also werde ich schnell das ehrfurchtsvolle Erschaudern vor den Fähigkeiten Anderer abschütteln!

Und ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen, indem ich über Fehler berichte, die mir passiert sind bzw. die ich gemacht habe! Daher berichte ich hier über mein letztes DIY-Projekt:

Das Puzzle

Meine Frau hat von mir ein Puzzle geschenkt bekommen. Das komplizierte, farbenfrohe Motiv setzt sich aus vielen unterschiedlich geformten Einzelteilen zusammen:

Die drei Millimeter dicken Elemente wurden vermutlich mit einem Laser geschnitten. Das Motiv wurde nicht nur mit leuchtenden Farben gedruckt, sondern auch noch mit einem partiellen Drucklack veredelt:

Werkschau

Nachdem das Puzzle fertig war, schlug ich vor, es einzurahmen und in die Wohnung zu hängen. Also kauften wir in der Filiale einer großen, schwedischen Möbelhauskette einen weißen Rahmen mit dem Außenmaß 50 cm × 70 cm:

Das darin befindliche Passepartout konnte ich allerdings nicht verwenden:

  1. Es hat einen rechteckigen Ausschnitt – unpassend für ein rundes Motiv.
  2. Es ist viel zu dünn (ich benötigte ja eine Materialstärke von 3 mm)

Spezielle Anforderungen an das Passepartout

Nun bestand die erste Aufgabe darin, einen Passepartout-Karton im Maß von (mindestens) 50 cm × 70 cm in der Stärke von 3 mm zu besorgen.

Eine erste Recherche brachte die ernüchternde Erkenntnis: die dort angebotenen Passepartout-Kartons sind maximal 1,5 mm stark …

Kunstmaterial-Shopping

Da traf es sich gut, dass ich am 11. Februar 2023 in Düsseldorf war. Ich besuchte dort endlich mal wieder mit einem guten Freund den Winterrundgang in der Kunstakademie Düsseldorf.

Darüber werde ich vielleicht in Kürze in einem eigenen Blog-Beitrag berichten.

Als ehemaliger Düsseldorfer wußte ich jedenfalls, dass es ein Einzelhandelsgeschäft mit Künstler-Zubehör direkt neben der Kunstakademie gibt – das traf sich gut! Dort kaufte ich dann eine Leichtschaumplatte, um daraus das gewünschte Passepartout anfertigen zu können:

Präzision – oder auch nicht!

Als ich dann ein paar Tage später das Projekt »Passepartout fürs Puzzle« anging, stellte ich allerdings fest: obwohl auf dem Regalfach im Düsseldorfer Künstlerbedarf die Beschriftung »50 cm × 70 cm« prangte, war diese Platte nur 49 cm × 70 cm groß! Die Differenz von 1 cm erscheint zwar gering zu sein, konnte von mir aber nicht ignoriert werden: der weiße Rahmen ist recht dünn. Konsequenz dieser recht freien Interpretation von Maßangabe: ich musste nun zusätzlich zwei 5 mm schmale Papp-Streifen zurechtschneiden …

… und an die Leichtschaumplatte kleben:

OK, das war nur ein wenig Fleißarbeit. Nun kam die echte Herausforderung: ich wollte aus dieser Leichtschaumplatte ja eine kreisrunde Fläche ausschneiden. In diese Aussparung wollte ich dann das Puzzle setzen.

Werkzeug für den Rundschnitt?

Wie sollte ich nun in eine 3-mm-Leichtschaumplatte möglichst exakt einen Kreisausschnitt herstellen? Wieder recherchierte ich im Netz. Diesmal nach einem Kreisschneidewerkzeug. Erstaunlicherweise landete ich fast immer bei dem gleichen Werkzeug! Dieses beherrscht zwar neben dem Kreisausschnitt auch noch den Ovalausschnitt – kostet aber im günstigsten Fall ca. 100,– Euro!

Beim näheren Betrachten dieses Werkzeuges schien mir das ein zu hoher Preis zu sein: das Ding besteht ausschließlich aus einem zentralen Halter, an dem das eine Ende einer dünnen Schiene befestigt ist. Am anderen Ende dieser Schiene befindet sich eine scharfe Klinge – das war’s.

Dadurch kam ich auf den Gedanken, dieses Werkzeug selbst herzustellen!

DIY-Werkzeug

Was benötigte ich dafür? Den Mittelteil schenkte ich mir komplett: ein dicker Nagel sollte eine Metallschiene schon auf ihrem Rotationskurs halten! Beim Wühlen im Bastelkeller entdeckte ich auch tatsächlich ein für diese Schiene geeignetes U-Profil aus Aluminium:

Dann suchte ich einen geeigneten Nagel heraus und bohrte ein passendes Loch in die Aluminiumschiene:

Zur Befestigung einer scharfen Klinge benötigte ich das wohl komplizierteste Element dieses Projektes. Um möglichst einfach und trotzdem stabil diesen Halter anfertigen zu können, suchte ich mir aus meinem Fundus eine geeignete Leiste aus Buchenholz:

Und um die Klinge in dem Halter später gut und sicher manuell führen zu können, benötigte ich auch noch einen Halter – vorzugsweise rund, da ich ja eine Kreisbewegung plante. Eine Möbelarmatur aus Aluminium und ein Universalwinkel sollten für diesen Einsatz geeignet sein:

Das Anpassen des Halters an die Schiene und den Winkel ging dann doch schneller voran, als gedacht:

Als Schneideklinge setzte ich eine Skalpell-Klinge ein. So etwas hatten wir im Haus:

Hier nun eine Detailaufnahme des Halters – ausgestattet mit Klinge und montiert an das eine Ende des Aluminiumprofils:

Jetzt wird’s ernst!

Endlich konnte ich mein selbstgebautes Werkzeug ausprobieren! Also: die Leichtschaumplatte auf den Werktisch gelegt (vorher eine dicke Pappe darunter gelegt), das Werkzeug mit dem Nagel an der vorher ausgemessenen und markierten Stelle fixiert und vorsichtig die erwähnten Kreisbewegungen ausgeführt:

Der Ausschnitt – Take 1

Das Ausschneiden funktionierte wunderbar! Glücklich über das Gelingen freute ich mich darüber, dass ich durch den Selbstbau dieses Werkzeuges ca. 100,– Euro gespart hatte!

… bis ich die ausgeschnittene Kreisfläche auf das Puzzle legte:

MIST! Ich weiß nicht, ob ich das Puzzle falsch ausgemessen, den benötigten Radius falsch berechnet oder das Loch in der Schiene an der falschen Stelle gebohrt hatte. Fakt war: in die Leichtschaumplatte musste ich einen etwas größeren Ausschnitt schneiden.

Also bohrte ich ein weiteres Loch in die Führungsschiene aus Aluminium und befestigte die vor Kurzem ausgeschnittene Scheibe wieder an ihrer ursprünglichen Stelle. Dazu verwendete ich Kreppband:

Der Ausschnitt – Take 2

Vorsichtig verwendete ich nun zum zweiten mal mein selbst gebautes Werkzeug. Und siehe da: auch diesmal gelang mir ein sauberer Schnitt:

Anschließend zog ich vorsichtig das Kreppband von der Rückseite ab:

Natürlich kontrollierte ich sofort, ob der Ausschnitt in der Leichtschaumplatte diesmal die richtige Größe hatte – ja, diesmal paßte es!

Das künftige Passepartout sollte eine schwarze, matte Oberfläche besitzen. Daher legte ich es in einen Karton und besprühte es mit Ofenrohrlack aus der Sprühdose:

Zwischen Puzzle und Passepartout

Jetzt musste ich mich um den Raum zwischen dem Passepartout und dem Puzzle kümmern: durch diesen Spalt würde man ja auf die bis zum jetzigen Zeitpunkt noch unbehandelte Rückwand des Rahmens schauen. Ich suchte schwarze Selbstklebefolie in der Breite von 45 cm und das zum Bekleben benötigte Werkzeug heraus:

Den oberen Teil der Rahmenrückwand beklebte ich nun mit der schwarzen Folie:

Dann probierte ich, wie das Zusammenspiel von Rahmen und Passepartout passen würde. Ja, das sah schon mal ganz gut aus:

Das Puzzle

Das Werk, für dessen Präsentation ich ja diesen ganzen Aufwand betreiben wollte, hatte meine Frau mit bewundernswerter Geduld erstellt. Dieses Puzzle musste ich nun – mit der nötigen Vorsicht – verarbeiten, um es sicher und nachhaltig im Rahmen einbauen zu können: die kleinen Einzelteile mussten zueinander fixiert werden. Und das ganze Konstrukt musste sicher – und zentriert – im Ausschnitt des Passepartouts befestigt werden.

Ich legte das Puzzle mit der bedruckten Seite nach unten auf den Tisch:

Dann klebte ich – Streifen für Streifen – mit Hilfe eines Handabrollers Klebeband auf die Rückseite. Gleichzeitig klebte ich das Puzzle auch auf die Unterlage:

So fixiert konnte ich auf diese Klebebandstreifen wiederum schmale Streifen von doppelseitig klebendes Kunststoffband aufbringen. Diesmal achtete ich natürlich darauf, dieses Klebeband nur innerhalb des Puzzles anzubringen:

Anschließend durchschnitt ich mit dem Cutter – nach innen versetzt und auf den Rückseiten der Puzzleteile – das transparente Klebeband. So konnte ich das Puzzle vom Untergrund lösen und beiseite legen.

Nun zog ich vom »Glas« (das leider leider nur Plexiglas ist) des Bilderrahmens von einer Seite die Schutzfolie ab und legte es mit dieser Seite nach oben auf den Tisch.

Darauf legte ich – mit der mattschwarzen Schicht nach unten – das Passepartout.

Ebenfalls mit dem »Gesicht« nach unten legte ich das Puzzle zentriert in den Kreisausschnitt. Vom Puzzle zog ich die Streifen des Doppelklebebandes ab.

Jetzt zeigten die selbstklebenden Streifen nach oben:

Gemeinsam mit meiner Frau positionierte ich nun die Rahmenrückwand exakt über dem Passepartout. Wir ließen den Rahmen sinken und drückten an der Stelle, unter der das Puzzle lag, auf die Rückwand.

Dann hoben wir das gesamte »Sandwich« in den Rahmen und hoben das fertige Werk hoch, um den Stand des Puzzles zu kontrollieren:

Das sah gut aus! Also nagelte ich mit den kleinen, schwarzen Befestigungselementen die Rückwand fest. Als letzter Akt blieb uns nur noch, einen Nagel in die Wand zu schlagen und den Puzzle-Rahmen mit schwarzem Passepartout aufzuhängen:

Ab sofort können wir uns täglich an diesem inspirierenden Anblick erfreuen:


Puh, das ist ein ganz schön langer Text, oder? Schreibt mir doch Eure Gedanken zu meinem Beitrag in den Kommentar – ich freu mich darüber!


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