Wie schon Ende des Jahres bekannt gegeben: ich schreibe endlich eine meiner Geschichten zu Ende! Das Buch wird „N“ heißen. Das Cover habe ich auch schon gestaltet und eine Leseprobe möchte ich ebenfalls hier anbieten:
Christian-F-Drab-N-Leseprobe als PDF-Datei
Hier eine erste Leseprobe:
Der Anfang vom Ende
Norman war überhaupt nicht begeistert, als seine Eltern ihm die Urlaubspläne für die Herbstferien bekannt gaben: sie wollten auf einen Campingplatz fahren. Er und Camping! Das war so ziemlich das Ödeste, was er sich vorstellen konnte. Und dann auch noch am Ende der Welt: fast in Polen!
»Da ist in der Nähe ein ganz toller, weltberühmter Naturschutzpark!«, wollte sein Vater ihm das Ganze auch noch schmackhaft machen. Als wenn Norman je behauptet hätte, dass er Naturschutzparks mag. Typisch sein Vater – naja: Adoptivvater!
Am Morgen des ersten Ferientages merkte man dem ganzen Haus an, dass es bald losgehen würde.
»Peter, hast Du die Landkarten eingepackt?«, rief Normans Mutter aus der Garage.
»Ja, mein Schatz!«, antwortete Normans Vater.
»Die liegen schon alle im Handschuhfach!«
Norman wurde durch diese Hektik geweckt. Und er wollte nicht unbedingt mit in diesen Trubel geraten. Also trödelte er ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Die Zähne putzte er erst einmal nicht – daran würden ihn seine Eltern sowieso noch erinnern. Also: erst mal in die Küche, um ein Schälchen Müsli zu essen.
Oh! Wie sah es denn hier aus? Alle möglichen Lebensmittel waren auf dem Tisch ausgebreitet. Und nicht nur da: auch auf allen Ablageflächen waren Dosen, Beutel, Kistchen und Plastiktüten verstreut. Es war überhaupt keine Stelle frei, an der Norman essen konnte.
»Wie soll ich denn hier frühstücken?«, rief Norman durchs ganze Haus.
»Du, dafür haben wir jetzt gar keine Zeit«, entgegnete Normans Vater, der gerade mit einem Karton in die Küche gelaufen kam. Und dann begann er, die herumliegenden Lebensmittel in den Karton zu packen.
»Daniela, wo sind denn die Schokoriegel?«, rief er seiner Frau zu.
»Die sind schon im Korb vorn im Auto!«, kam es aus irgendeiner Richtung zurück.
Na, Prima! Keiner kümmerte sich um Norman. Und er hatte doch so einen Hunger!
»Und was ist mit mir?«, murmelte er, drehte sich um und wollte sich gerade verdrücken.
»Du musst alles mitnehmen, was du in den nächsten zwei Wochen brauchst!«, riet ihm sein Vater.
»Okay, okay!« Niedergeschlagen ging Norman in sein Zimmer. Er packte seinen Game Boy, seinen Walkman, seine Lieblingsbücher, ein paar Comics und Knuddel (sein Kuscheltier) in seinen Rucksack. Dann ging er nach unten.
Hier waren die Vorbereitungen schon in den letzten Zügen.
»Hallo Mama«, beschwerte er sich trotzig.
»Hallo mein Schätzchen«, kam von der Person, die wie ein D-Zug vom Eingang in die Küche raste.
»Komm schon, wir fahren gleich los!«, ergänzte sie und schubste ihn förmlich zum Ausgang.
Norman stieg in den Wagen, der mittlerweile vor der Tür stand und sah, dass seine Mutter die Haustür abschloss. Sein Vater saß schon wartend hinter dem Steuer. Er warf noch einen letzten Blick auf eine Straßenkarte. Dann faltete er sie umständlich zusammen und legte sie weg. Das Auto setzte sich in Bewegung.
Kaum waren Sie auf der Autobahn, gab Norman seinen berühmten – wenn auch nicht beliebten – Satz von sich: »Wie lange fahren wir denn?«
»Hrmpf …«, kam es nur aus Richtung Lenkrad.
Und auch seine Mutter war nicht viel auskunftsfreudiger: »Du, wir haben jetzt erst einmal eine ziemlich lange Strecke vor uns. Und wir werden auch ab und zu eine Pause machen. Aber: je nachdem, wie viele Autos auf der Bahn sind, kann es schon ein paar Stunden dauern!«
»Genau!«, ergänzte sein Vater. Und, nach einer kurzen Pause: »Aber schließlich fahren wir ja nicht zu Oma und Opa, sondern in den Urlaub! Und den wollten wir ja schließlich in einer schönen, ruhigen Gegend verbringen, nicht wahr?«
»Ja, IHR!« Trotzig stülpte sich Norman den Kopfhörer über die Ohren und startete seine Lieblingskassette.
Das war auch gut so, denn so hörte er nur Bruchteile des Kommentars seines Vaters. Zwischen den Gitarren-Sounds der Ärzte hörte er nur so etwas wie »… schließlich auch … verdammt nötig … Deine Mutter und ich …«.
Also: das Übliche! Er schaute aus dem Fenster und dachte daran, dass es wohl stinklangweilig auf dem blöden Campingplatz werden würde. Vielleicht waren da ja sogar Kinder, mit denen er sich streiten würde. Obwohl: eigentlich kam er ja mit fast jedem zurecht – vom fiesen Walter aus der 5e einmal abgesehen).
Die weitere Fahrt war ziemlich langweilig. Sie hielten insgesamt drei mal. Gingen dann jeweils auf Toilette, danach in den Schnellimbiss und fuhren auch schon wieder weiter.
Langsam begann es zu dämmern. Der Straßenverkehr wurde etwas stärker und sein Vater stieß ein paar mal Schimpfworte aus, mit denen er anderen Autofahrern wohl imponieren wollte.
Norman döste vor sich hin. Kassetten wollte er jetzt nicht hören; schließlich wollte er ja auch auf dem Campingplatz noch etwas zu hören haben.
Der Motor des Wagens brummte gleichmäßig und langsam schlief Norman ein.