Good bye MP3

Gerade habe ich gelesen, dass das Dateiformat MP3 nun komplett frei von Patentrechten ist. Das nehme ich zum Anlass, hier im Blog (ergänzend zum Thema Musikmachen) auch auch über das Musikhören zu schreiben. Das zählt nämlich auch zu meinen Hobbys. Zum aktuellen Anlass:

MP … was?

Ach, war das eine aufregende Nachricht, die ein Freund mir Mitte der 90er übermittelte: es gäbe nun eine Möglichkeit, Musik in CD-Qualität in ganz kleine Dateien zu speichern – fast verlustfrei! Whow!

MP3

Die Technik wurde schnell unter dem Kürzel „MP3“ bekannt. Offiziell heißt der Standard „MPEG-1 Audio Layer III“ (später „MPEG-2 Audio Layer III)“. Anfang der Achtziger Jahre hatten Ingenieure am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen ein Verfahren entwickelt, mit dem man Teile aus digitalisierter Musik „herausrechnen“ und dann diese Musik in einer wesentlich kleineren Datei speichern kann.

Kein Unterschied hörbar!

Das Ganze sollte sogar „unhörbar“ sein. Skeptikern erklärte man das gerne so: „Stell Dir vor, während eine Alarmglocke schrillt, zwitschert gleichzeitig draußen ein kleiner Vogel! Der Zwitscher-Anteil vom Vogel wird herausgerechnet und die ganze Datei kann viel kleiner abgespeichert werden.“ So – oder so ähnlich.

Tatsächlich wurde die Software, mit der man seine Musik-CDs ab Mitte der 90er umwandeln konnte, immer besser, schneller und komfortabler zu bedienen.

Napster und Co.

Über die Konsequenzen in Verbindung mit der damals aufkommenden Mode, sich via Internet am File Sharing zu beteiligen, möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern.

Und legal?

Jedenfalls hatte ich sehr schnell meine eigene CD-Sammlung ins neue Format gewandelt und die Silberscheibchen erst einmal in eine Kiste verbannt (in den Jahren darauf verkaufte ich so gut wie alle CDs meiner Sammlung).

Aber für mich hatte die ökonomische Speicherfähigkeit von Musik auch die Folge, dass ich Freunden und Bekannten anbot, ihre Musiksammlungen (natürlich völlig kostenlos) ins neue Format zu wandeln und ihnen so das Abspielen ihrer Musik auf dem Computer zu ermöglichen. Sicherheitsbewusst wie ich nun mal bin, verblieb ein Back up in meiner Obhut. Und selbstverständlich musste ich von Zeit zu Zeit prüfen, ob die Musik auch wirklich noch in Ordnung war …

Eine wachsende Musikbibliothek

Als begeisterter Musikhörer hatte ich dadurch also schnell sehr viel Musik zur Verfügung. Aber mit der wachsenden Bibliothek schlichen sich auch zwei Probleme – naja, eher Aufgaben in mein Leben:

  1. Wie konnte ich auch ohne PC diese Musik hören und
  2. Wie konnte ich ganz gezielt ein bestimmtes Musikstück finden?

DIAMOND PMP 300

Und nun zum kleinen Stück Hardware, das auf dem Beitragsbild dieses Blog-Betrages zu sehen ist. Ende November 1998 las ich, dass die US-amerikanische Firma Diamond (mir bis zu diesem Datum nur als Hersteller von PC-Grafikkarten bekannt) ein kleines Abspielgerät auf den Markt gebracht hatte, das genau dieses Dateiformat (MP3) portabel abspielfähig macht.

Noch ehe ein europäischer Händler das Ding anbot, bestellte ich direkt in Amerika den „DIAMOND PMP 300“. Ich kann mich zwar nicht an den Preis erinnern, aber ich denke, das ist auch besser so …

Jedenfalls hatte ich zu Weihnachten ein nettes kleines Spielzeug, mit dem ich unterwegs Musik in Form von MP3-Dateien hören konnte.

MP3-Musik ohne PC!

Dieses kleine Stückchen Hardware hatte also gezeigt, dass man nicht unbedingt einen PC benötigt, um Musik im Format MP3 zu hören. In den folgenden Jahren kamen ungezählte Player (mobil und stationär) auf den Markt – die MP3 emanzipierte sich im HIFI-Rack! Einige Entwicklungen waren nachvollziehbar. So gab es schnell CD-Player, die auch MP3-CDs abspielen konnten. So hatte man Musik mit der 8—10fachen Dauer auf einer Silberscheibe. Tolle Sache – nur: wie konnte ich denn nun ganz gezielt ein bestimmtes Musikstück abspielen? Für aufgerüstete CD-Player eine ganz schöne Herausforderung.

Kombi-Player

Ich erinnere mich an einen DVD-Player (!), der sowohl DVDs und AUDIO-CDs abspielen konnte, als auch mit selbstgebrannten MP3-CDs zurecht kam. Die Navigation war (dadurch, dass dieser Player ja an ein Fernsehgerät angeschlossen war) einigermaßen komfortabel zu bewerkstelligen. Naja, zumindest konnte man einigermaßen erkennen, wo man sich innerhalb der „Musiksammlung auf einer Scheibe“ befand. Aber den Komfort, den Medienplayer-Software auf einem PC boten, konnte solch eine Hardware natürlich nicht bieten.

HTPC – Eine neue Kategorie

Es kamen sogenannte „Home Theatre“-Heimcomputer auf den Markt. Eine neue Kategorie (HTPC) wollte mit Hilfe eines auf- und umgerüsteten PCs die Wohnzimmer erobern. Ein HTPC sollte die Schaltzentrale für alle Medien sein, die man zuhause genießt. Und mit steigender Vernetzung der Privathaushalte wurden die in Aussicht gestellten Möglichkeiten immer vielfältiger:

  • Das Abspielen von Videos bzw. Filmen (gespeichert auf Silberscheibchen)
  • Das Abspielen von Videos bzw. Filmen (gespeichert auf Festplatten)
  • Das Abspielen von Musik (gespeichert auf Silberscheibchen)
  • Das Abspielen von Musik (gespeichert auf Festplatten)
  • Das Anschauen von digitalem Fernsehen (egal, ob aus dem Internet oder per Kabel oder Satellit)
  • Die Aufnahme und das spätere Konsumieren von TV- und Radio-Beiträgen
  • Eine integrierte, digitale Programmzeitschrift (EPG: Electronic Program Guide)
  • Die Funktion einer (Video-)Spielkonsole
  • Ein Media-Server (der im Idealfall das ganze Haus mit Medien versorgt)

Die eierlegende Wollmilchsau!

Wie an der Liste oben erkennbar: ein HTPC sollte das (einzige?) Gerät sein, das der moderne Homo Medialis, der Mensch, der vielerlei Medien konsumiert, nur noch benötigt. Neben einer Art Mini-Bar. Traum oder Alptraum? Das muss jeder für sich entscheiden. Meinen Traum als begeisterter Musikhörer kann ich aber relativ genau beschreiben:

Sobald ich das Bedürfnis habe, ein bestimmtes Musikstück zu hören, muss ich in möglichst kurzer Zeit in komfortabler Art dieses Musikstück anwählen und abspielen können.

Seit Mitte der90er Jahre (und nun schließe ich den Bogen zum Anfang dieses Beitrages) hat mich die Verwirklichung dieses Traumes durch diverse Entwicklungen, Experimente und Investitionen getrieben. All diese Erfahrungen werde ich in kommenden Blog-Beiträgen beschreiben. Denn – soviel darf ich schon einmal verraten – die Reise zum oben beschriebenen Ziel ist noch nicht am Ende! Bei Interesse: einfach die Kategorie »Musikhören« auswählen!

 

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