Fotografiebegeisterte werden sofort wissen, was diese Überschrift zu bedeuten hat: es geht um ein Festbrennweitenobjektiv mit der maximalen Lichtstärke (f) von 1.8. Also: Bitte festhalten – es wird wieder sehr langatmig und nerdig …
Neues Kamerasystem = neue Objektive
Im vergangenen Jahr habe ich meine Fotoausrüstung von NIKON verkauft und bin zu SONY gewechselt (siehe HIER).
Im Weitwinkelbereich bin ich ab 10 mm Brennweite ausgerüstet, kann mit einem Standard-Zoom von 16 bis 55 mm (f 2.8) zuverlässig arbeiten und bin am „langen Ende“ mit dem SONY 70 bis 350 mm gut versorgt.
Zwischen diesen Brennweiten befinden sich noch ein VILTROX 27 mm (f 1.2) und ein 7Artisans 35 mm (T 1.05) in meinem Besitz. Diese beiden sehr lichtstarken Objektive leisten mir vorrangig beim Filmen gute Dienste.
Die Versuchung
Rein rechnerisch hätte ich also zufrieden sein können (okay, zwischen 55 und 70 klafft noch eine kleine Lücke) … als mich ein ausgezeichnetes Angebot lockte: ein Festbrennweitenobjektiv mit Autofokus und den Werten 135 mm bei maximaler Lichtstärke von 1.8 zu einem sehr erschwinglichen Preis! Das Angebot betraf das VILTROX 135 mm 1.8 aus der LAB-Serie (LINK).
Ich sammelte alle im Netz verfügbaren Informationen, las Testberichte und schaute mir die einschlägigen YouTube-Kanäle an. Da die Bewertungen durchweg gut bis euphorisch waren, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und kaufte dieses Objektiv:

Das Schwergewicht
Dann wurde das Ding geliefert und ich war beeindruckt. Später auch von den optischen Leistungen – zunächst aber von dem unfassbaren Gewicht: Fast 1,4 kg bringt dieser Brocken auf die Waage!
Das Gewicht selbst ist lästig – wird aber richtig zum Problem, wenn man bedenkt, wie dieses Objektiv eingesetzt wird. Denn erst auf einem Stativ kann man mit so einer langen Brennweite bei so einer großen Blendenöffnung die extrem geringe Schärfentiefe in den Griff bekommen.
Der (schöne) Hintergrund
Diese Zwischenüberschrift ist doppeldeutig, denn
- 1. Bei einer so offenen Blende von f 1.8 ist der Bereich, in dem das Motiv scharf abgebildet wird, klein … sehr klein … EXTREM KLEIN! Der dabei entstehende Bildhintergrund allerdings wird dadurch wunderschön unscharf und weich – deshalb kauft man solche Objektive!
- 2. Wird bei meiner Kamera (der SONY alpha 6700) durch den APS-C-Sensor aus der 135-mm-Optik eine 135 mm × 1,5 = 202,5 mm-Linse (vereinfacht ausgedrückt). Das bedeutet, dass ich schon mit kleinsten Bewegungen im Handgelenk das Motiv komplett aus dem Sucher schieben kann. Das ist der mechanische Hintergrund.
Und die Lösung ist klar: Sobald diese dicke Optik auf die Kamera kommt, muss eines meiner Stative her.
Im Ungleichgewicht
Ich habe es schon angedeutet: Ich besitze mehrere Stative. Das ist nicht das Problem. Auch die Stabilität der Stative ist nicht das Problem.
Was ist denn nun das Problem?
Ich mache es noch spannender. Was fällt euch beim Betrachten dieses Fotos auf? Es zeigt mein ehemaliges SIGMA-Objektiv mit NIKON-Anschluss:

Ja, genau: Bei so dicken, schweren Dingern muss eine Stativschelle ans Objektiv! Und zwar aus zwei Gründen:
- 1. Wird der Anschluss an der Kamera nicht mit dem Gewicht des Objektives belastet und
- 2. Kann man dadurch das Gewicht des Gesamtsystems (Kamera und Objektiv) ausbalancieren.
Und? Wo ist es?

Leider hat VILTROX so eine Stativschelle NICHT mitgeliefert. Es gibt auch kein Zubehör dieser Art für das Objektiv. Und es wird noch viel schlimmer: Dadurch, dass dieses moderne Objektiv sehr viele, am Tubus verteilte Bedienelemente besitzt, bleibt kein Platz für eine Universal-Objektivschelle. Was nun?
Selbstbau?
Tatsächlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir eine solche Stativschelle selbst zu bauen. Nach einer intensiven Recherche im Netz verwarf ich diesen Gedanken aber wieder. Mir kam ein anderer Gedanke:
„Gibt’s da nicht was von Ratiopharm?“
Quatsch: Es gibt aber im Bereich der Film- und Videoproduktion ganz viele, kleine, modulare Helferlein. Das Stichwort lautet:
Rigging!
Der Ausdruck kommt aus der Seefahrt und bezeichnete das mit Tauen durchgeführte Befestigen diverser Dinge. In der neuzeitlichen Veranstaltungstechnik spricht man beim Aufbau von Kulissen ebenfalls vom Rigging. Ich beziehe mich an dieser Stelle aber auf das An- und Umbauen von technischem Zubehör an z. B. Kameras.
Ein Hersteller mit einem schier unfassbar umfangreichen Sortiment im Bereich des Riggings ist die Firma SMALLRIG. Ich durchstöberte daher das Sortiment und entwarf dabei eine Lösung in vier Stufen:
- Setze die Kamera auf eine Schiene,
- Fang das Objektivgewicht mit einer v-förmigen Unterstützung ab
- Balanciere das Ganze mit einer verschiebbaren Platte unter der Schiene
- Montiere diese Platte aufs Stativ.
Gesagt, bestellt, getan
So, und hier die Elemente, die ich verwendet habe, um zu meiner Lösung zu kommen:








Und was ist jetzt mit dem Objektiv?
Ach ja: Diese Aktion sollte mir doch ermöglichen, mit dem neuen Objektiv tolle Fotos zu machen. Zum Objektiv selbst gibt es viele Berichte und Videos im Netz. Ich bin von der verbauten Technik sehr angetan und ganz und gar zufrieden. Neben der exzellenten optischen Qualität begeistert die umfangreiche Ausstattung – inklusive USB-C-Anschluss (!), Bluetooth (!) und zugehöriger App. Mithilfe dieser App kann man diverse Einstellungen vornehmen und ist für zukünftige Entwicklungen im Bereich der Software gerüstet.
OLED-Display am Objektiv
Kleine Spielerei am Rande: Ist das Objektiv beim Start der Kamera angeschlossen, wird kurzzeitig eine Grafik gezeigt. Danach zeigt dieser kleine Bildschirm die aktuellen Einstellungen des Objektives. Den praktischen Nutzen weiß man vielleicht zu schätzen, wenn man im dunklen Umfeld damit arbeitet …
Diese Startgrafik lässt sich übrigens per App austauschen. Zum Beispiel mit einem eigenen Foto:

Erste praktische Erfahrungen
Nachdem dieser umfangreiche Aufbau der Kamera abgeschlossen war, sprach ich einen lieben Kollegen aus dem Fotoclub Creativ an, ob er nicht Lust auf eine Fotosafari hätte. Ja, hatte er! Also kam er mit seinem 135-mm-Objektiv (an einer Canon-Vollformat-Kamera) und zusammen streiften wir durch den Kreislehrgarten in Steinfurt (LINK).
Fotosafari
Schnell war mir klar: Mit Stativ und dem aufwendigen Aufsatz war ich ganz schön abgelenkt vom eigentlichen Fotografieren. Es dauerte eine ganze Weile, ehe ich mit diesem Objektiv mit so starker Vergrößerung und so kleiner Schärfentiefe überhaupt arbeiten konnte.


Zeig doch mal die Bilder!
Ich möchte euch nicht die Fotos, die ich während der Fotosafari gemacht habe, vorenthalten. So richtig zufrieden bin ich damit nicht. Aber ich denke, mit mehr Praxis werde ich mich wieder mehr aufs Fotografieren und weniger auf die Technik konzentrieren können – dann klappt’s auch wieder mit besseren Fotos …
(Hinweis: Beim Klick aufs Bild wird dieses einzeln und vergrößert dargestellt!)










Und? Wie gefallen euch die Fotos? Wie immer freue ich mich auch dieses Mal über Kommentare!
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