Stiefelknecht!

Ja, Beitragsbild und -titel sind lupenreines click baiting! Sorry – ich konnte einfach nicht widerstehen … Hier geht’s um ein DIY-Holzbastelprojekt!

Ein (nicht ganz) profanes Wochenendprojekt

„Stiefelknecht“ ist nicht der Titel des neuen Albums einer Death-Metal-Band, sondern die Bezeichnung für ein hilfreiches Gerät.

Das Problem

Jeder, der schon einmal mit nassen und verschmutzten Stiefeln versucht hat, diese auszuziehen, kennt die Schwierigkeit: Die Stiefel lassen sich nicht abstreifen und rutschen schnell aus der Hand oder von der anderen Hacke.

Der Problemlöser

Ein kleines Brett mit einer V‑förmigen Aussparung hilft hier weiter: Einfach die Hacke des einen Stiefels in diese Aussparung geklemmt, den anderen Fuß aufs Brett gestellt und – schwupps – schon kann man das Schuhwerk bequem abstreifen. Diese Geräte sehen zum Beispiel so aus:

Familie

Da sowohl meine Frau als auch meine Tochter dem Reitsport zugeneigt sind, kennen sie die eben geschilderte Problematik. Da ich wiederum der Holzbastler im Hause bin, wurde ich gefragt, ob ich denn nicht so einen kleinen Helfer basteln könne – das wäre doch ein kleines Wochenendprojekt.

Herausforderung angenommen

Natürlich hätte ich argumentieren können, dass es für nicht viel mehr als 5 € schon solche Teile im unendlichen Netz der Waren gibt. Aber natürlich fühlte ich mich auch herausgefordert – und legte los.

Maß nehmen

Ich ließ mir unterschiedliche Stiefel der reitenden Hausbewohner aushändigen und suchte nach einer passenden Form der Aussparung:

Schablone aus Pappe

Nachdem ich eine Schablone angefertigt hatte, musste die natürlich abgenommen werden.

Materialwahl

Nachdem die Form für die geplante Aussparung gefunden war, machte ich mir Gedanken, mit welchem Material ich dieses Helferlein umsetzen könnte.

Ein Brett aus einem früheren Bauprojekt und ein Stück Holz aus einer Resteholzkiste von VLVR (Gruß an Jonas!) waren schnell herausgesucht:

Rundung

Dann machte ich mir Gedanken zu einer möglichst rationellen Bearbeitung. Die Rundung am Ende der V-förmigen Aussparung wollte ich zunächst mit einem Kreisbohrer beginnen,

… um dann mit der Stichsäge die Kontur zu komplettieren.

Inspirierende Form

Die Aussparung hatte ich dann auch schnell umgesetzt. Den Querbalken als Fuß wollte ich mit stabilen Schloss­schrauben an dieser Platte befestigen.

Beim Betrachten des Brettes kam mir aber eine Idee:

Ich musste die Trittfläche noch mit einer groben Struktur ausrüsten, damit die Stiefelsohlen später einen besseren Halt haben würden. Ursprünglich sollte die Struktur aus einigen horizontalen Rillen bestehen.

Aber die beiden Schraubenköpfe „schauten“ mich so provokant an, dass ich kurzerhand zu meiner Tochter ging und sie um kreative Mithilfe bat. Sie sollte die Trittfläche so gestalten, dass die geplante Struktur die Form eines Gesichtes hatte.

Kreative Unterstützung

Und tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht: Meine Tochter entwarf mal eben diese Skizze:

Sieht das nicht toll aus?

Digitalisierung

Für die Umsetzung mit meiner Oberfräse (halbrunder Fräseinsatz mit 6 mm Ø) benötigte ich noch eine technisch exaktere Vorlage. Die erstellte ich schnell in Adobe Illustrator:

Dann übertrug ich die Vorlage auf das Brett und legte mit der Oberfräse los:

Wochenendprojekt?

Ich lerne bei jedem Projekt dazu. Was ich hier gelernt habe: Um für jede gerade Fräskante einen Anschlag auszurichten und sicher auf das Werkstück zu spannen, braucht es Zeit und Geduld! Also zog sich dieses Projekt über mehrere Tage. Das war also nichts mit „Wochenendprojekt“!

Der Fuß

Der Fuß bereitete mir dann erfreulicherweise weniger Schwierigkeiten als gedacht. Ich kürzte den Balken auf die benötigte Länge, spannte ihn ein und nutzte meinen elektrischen Hobel, um die gewünschte Schräge der zukünftigen Standfläche zu erhalten:

Nachdem die Arbeit mit dem Hobel so gut funktionierte, schrägte ich auch das Trittbrett an der Vorderkante von unten an.

Etwas herausfordernder waren dann schon die Löcher zur Befestigung des Fußes. Ich musste später mit einer Sechskantnuss bis zur versenkten Mutter, um die Schlossschrauben anziehen zu können. Aber mit abgestimmten Durchmessern der Bohrer und der Tiefenjustierung an der Standbohrmaschine nahm ich auch diese Hürde.

Ecken und Kanten

Scharfkantige Ecken und Kanten wollte ich natürlich vermeiden. Daher nutzte ich meinen Frästisch, in den ich meine Oberfräse einspannte. Mithilfe eines geeigneten Fräseinsatzes wurde alles schön gleichmäßig abgerundet_

Gut geschliffen und gut geölt

Der kleine Helfer wird allen Witterungseinflüssen und grober Nutzung ausgesetzt sein. Also schliff ich mit meiner Schleifmaschine die Holzelemente glatt und rieb sie ordentlich mit Öl ein.

Nachdem die geölten Teile über Nacht getrocknet waren, konnte ich endlich den Zusammenbau wagen:

Ergebnis

So sieht er nun aus – der Stiefelknecht. Hier zunächst die Unterseite:

Hier frontal von vorn:

Und noch ein Foto in einer anderen Perspektive:

Ende gut – noch lange nicht gut …

Tja, beim Ausprobieren durch die späteren Nutzerinnen kam die Stunde der Wahrheit:

Oh, der rutscht ja weg!

Also musste ich doch noch einmal ran an den Kleinen, um ihn mit angetackertem, rutschfestem Gummi sicherer zu machen:

So. Das war’s. Das sogenannte Wochenendprojekt dauerte jetzt doch eher etwas über eine Woche. Egal. Wir haben alle gelernt. Meine Familie, dass es manchmal doch länger dauert, auch wenn etwas „Wochenendprojekt“ genannt wird, die eine oder andere Person beim Anschauen dieses Blog-Beitrages, und am meisten habe ich gelernt. Zum Beispiel beim Umgang mit Holz und vielen unterschiedlichen Bearbeitungswerkzeugen.

Am Ende freue ich mich aber doch über den kleinen Stiefelknecht. Ich hoffe, er wird unsere Familie lange Zeit begleiten. Vielleicht sollten wir ihm einen Namen geben? Schreibt Eure Vorschläge gern in die Kommentare – ich freu’ mich jetzt schon darauf.


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Ein Kommentar

  1. Hier erstmal der Liedtext zu diesem Beitrag, von einer Deutschen Metal-Wave die erst noch gegründet werden müsste.

    Mehr Recht als Schlecht, bin ich heut‘ mal dein Stiefelknecht und Angst hab ich nur vor dem bunten Specht.
    Um 4 nach 5, um 4 nach 5 stinken auch noch deine Strümpf und diese Behinderung gilt bei mir nicht als Erwerbsminderung.
    Das Katzentatoo obendrauf ist leider süß, da Scheiß ich drauf…
    Dein Stiefelknecht im Dielenschrank,
    das Schuhgeflecht hier macht mich krank, dein Stiefelknecht ein Gegenstand, nie wird der zu ne’r tragenden Wand.

    Ach ja, der Beitrag.
    Jean Pütz der lustige Möchtegern Franzose hätte an der Hobbytheke bei ein, zwei Gläsern Absinth seinen Spaß gehabt.

    Grüsse

Kommentar:

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