Hardware für Software – das novation ZeRO SL MkII

In diesem Beitrag schreibe ich etwas über meinen neuen Gebrauchtwaren-Erwerb: das novation ZeRO SL MkII. Ich erkläre, warum ich mich zum Kauf entschieden habe und zeige eine Möglichkeit, einen kleinen Nachteil des Gerätes selbst zu korrigieren – sozusagen das gute Teil zu pimpen!

Ein (Luxus-)Problem

Wie ich ja im letzten Abschnitt meines Beitrages „Meine Verbindung zur Musik“ beschrieben habe, produziere ich Musik ausschließlich mit der Software REASON von Propellerhead.

Propellerheads Software Reason
Zum Vergrößern: Klicken!

Beim Arbeiten mit so komplexer Software muss man viele virtuelle Knöpfe drehen, virtuelle Schalter umlegen, virtuelle Tasten drücken – kurzum: es sind sehr viele virtuelle Elemente zu bedienen.

Und zwar nicht nach dem Motto: „Einmal – und gut ist!“, sondern kontinuierlich und immer wieder.

Dabei gibt sich die Firma Propellerheads wahrlich Mühe, die Bedienung der Elemente mit Hilfe der Computermaus einigermaßen praktikabel zu gestalten. Und einen Schieber anzuklicken und vertikel oder horizontal zu verschieben gelingt auch Grobmotorikern einigermaßen gut. Allerdings ist es eben nicht so einfach, mit einer Maus einen Drehsteller (nein, es sind keine Drehregler – die regeln schließlich nichts!) zu drehen, der nur auf dem Monitor zu sehen ist!

Echte Gefühle

Da wünscht man sich dann schnell „echte“ Bedienelemente zurück. So wie früher: griffige Knöpfe, die man beim Drehen auch real und haptisch spürt. Taster, die (und sei es auch noch so leise) „Klick“ machen.

Um den Umfang der zu bedienenden Elemente einmal darzustellen, zeige ich hier einmal einen Screen Shot (verkleinert). Und dieses Bild (zum Vergrößern bitte anklicken!) zeigt ja nur eine von drei – ebenso komplexen – Bedienungsoberflächen:

Reale Elemente zur Bedienung von Software

Nun ermöglicht das MIDI-Protokol ja schon lange die Steuerung von Musiksoftware durch z. B. Tastaturen. Und es gibt mittlerweile ja auch eine schier unübersehbare Anzahl von Geräten und Gerätchen mit vielen Knöpfen, Schaltern und Tastern.

Lange Zeit nutzte ich die Möglichkeiten des KORG KONTROL 49. Dieses (ältere) Masterkeyboard stellt eine ganze Armada an Bedienelementen zur Verfügung und hat etwas, das wohl langsam aber sicher „auszusterben“ droht: Displays, die anzeigen, welchen Wert denn der dazugehörige Knopf gerade bedient. Okay, das gelbe Display im Bild unten zeigt zwar gerade den Menschen an, der die Technik momentan nutzt. Das liegt aber nur daran, dass ich ein Programm (das halt gerade aktiv ist!) so genannt habe. 😉

KORG KONTROL 49 Display

Das Display soll mir zeigen, was ich mit dem zugehörigen Element verstellen kann

Mein KONTROL 49 nahm jedoch viel Platz ein: vor den Bedienelementen befand sich noch eine vieroktavige Tastatur! Daher beschloss ich, mich von dem guten Teil zu trennen. Dank eBay schnell erledigt. Aber was nun? Scheinbar besitzt kaum eine aktuelle Steuerung Displays, die die jeweils zugewiesenen Parameter darstellen! So wird ein Drehen von Knöpfen zum Suchspiel.

Die Lösung im Gebrauchtwarenmarkt

Wie froh war ich, als ich doch so ein Steuerungsgerät entdeckte, das meinen Vorstellungen entgegenkam: das novation ZeRO SL MkII. Nun ist es so, dass dieses Produkt schon nicht mehr zum aktuellen Produktangebot des Herstellers gehört. Also: suche im Gebrauchtwarenmarkt. Und: bingo! Tatsächlich fand ich das gute Teil und konnte es zu einem sehr fairen Preis erwerben (nochmals Danke, Kevin!).

Das novation ZeRO SL MkII

Sobald es bei mir auf dem Schreibtisch stand, wurde es auf Herz und Nieren getestet – beides war nicht vorhanden! Scherz beiseite: das Ding bietet sogar noch bessere Steuerungsmöglichkeiten, als die, die ich vom KORG KONTROL 49 gewohnt war. Und die acht Displays über den Drehstellern können sogar für die Anzeige der Parameter der (gegenüber den im KORG-Gerät eingebauten sogar wesentlich längeren) Schiebesteller genutzt werden.

Touch me!

Der Trick dabei: sobald man die Bedienelemente berührt, schaltet die Displayreihe komplett auf die jeweilige Reihe der Bedienelemente um. Also: sobald ich in einem Mixerkanal in Reason die Position einer Tonspur innerhalb des Stereobildes verändern möchte, berühre ich den Drehknopf und schon zeigt mir das Display die Einstellungen aller acht Knöpfe! Wobei bei diesem Beispiel das optische Feed back durch die aufgedruckten Striche ja prinzipiell schon vorhanden ist. Aber eine Reihe darüber erwarten den entzückten Musiker Endlossteller: Knöpfe, die keinen linken und rechten Anschlag kennen. Und zusätzlich sind diese auch noch mit einem LED-Kranz ausgerüstet. So erhält man (auch bei abgedunkeltem Raumlicht) einen guten Überblick über die aktuellen Werte der kompletten Poti-Reihe – sieht auch edel aus! Verwendete ich gerade das Wort „edel“? Hoppla, da kommen wir nun zu einem kleinen Schatten bei sehr viel Licht:

Plastik!

Die Kappen der Dreh- und Schiebeeinheiten fühlen sich leider ein wenig „unwertig“ – gut, nennen wir es beim Namen: billig – an! Bei den (von innen beleuchteten!) Gummi-Tastern ist das noch zu verschmerzen, da sie über einen deutlichen Druckpunkt verfügen. Bei den Dreh- und den Schiebestellern fühlt man jedoch schönes, warmes Plastik. 🙁

Plastikknopf
Werksmäßiger Plastikknopf

Pimpen als Lösung!

Ich machte mich daher sofort auf die Suche nach passenden, edleren Kappen. Es galt, die mechanischen Bedingungen zu berücksichtigen. Diese waren durch den kleinen Durchmesser bei verhältnismäßig großer Höhe gar nicht so trivial. Und zusätzlich mussten die Kappen ja auch aus Metall sein: das Feature „Berühre mich und ich schalte die Displays um“ funktioniert ja nur, weil die Plastikkappen mit einer (wenn auch wahrscheinlich hochohmig) leitenden Oberfläche geschichtet sind.

Wer suchet, der findet

Fündig wurde ich beim Hersteller mentor aus Erkrath. Für die zweite Knopfreihe von oben nutzte ich das Modell mentor 521.611. Dieser Drehknopf aus Aluminium mit Gewindestiftbefestigung besitzt allerdings eine rote Strichanzeige. Ideal zur Ausrüstung „normaler“ Potis, aber völlig ungeeignet für Endlosdrehsteller. Es gibt zwar dieses Modell auch OHNE rote Strichanzeige (Modell mentor 521.61) – allerdings ist dieses Modell nicht ab Lager und folglich nicht in der lächerlich kleinen Menge von 8 (acht!) direkt beim Hersteller zu beziehen. Leider blieb bis heute eine per E-Mail an die Marketing-Abteilung gewandte Frage unbeantwortet. 🙁

Das glückliche Ende

Ich bestellte daher im Versand das Modell MIT dem roten Strich, tauschte diese mit den werksmäßigen Plastikkappen aus und bin nun teilzufrieden: ich finde, das Gerät sieht nun noch besser aus. Und die Funktion (trotz Schutzlack!) ist ebenso tadellos (sind ja auch Vollmetall-Knöpfe!):

Oben Plastik, unten Metall

Jetzt überlege ich, ob ich mir noch einmal acht Knöpfe mit Strich bestelle und diese Striche vorsichtig versuche abzuschleifen. Mal schauen. Sobald ich zu diesem Thema etwas neues schreiben kann, setze ich es jedenfalls hier rein.

 

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